Ein neues Herz
„Genossen, wir stehen vor dem Abgrund, aber im neuen Jahr gehen wir einen großen Schritt weiter". So ähnlich ging ein Witz aus der alten DDR. Wo standen wir im alten Jahr und wohin geht die Reise im neuen ? Die Fragen werden nicht einfacher, weder im persönlichen Leben noch in der großen Politik. Doch letztlich kommt es immer darauf an, aus welcher Perspektive wir das Leben sehen. Schon Konrad Adenauer hat gewusst: „Wir leben zwar alle unter dem selben Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont".
In den christlichen Gemeinden wird jedes Jahr ein Satz aus der Bibel als „Wort des Jahres" ausgewählt, Jahreslosung genannt. Das Wort für 2017 ist ein Versprechen, das Gott zunächst dem Volk Israel gegeben hat. Aufgeschrieben wurde es vor 2500 Jahren von einem Mann namens Hesekiel. Es war eine Zeit, in der Israel wieder einmal am Abgrund stand. Selbstverschuldet, denn sie hatten auf Gottes gute Maßstäbe für ein gelingendes Leben gepfiffen. Sie haben Menschen und Sachen angebetet und den Bund mit Gott verlassen. Und nun saßen sie in der babylonischen Gefangenschaft und jammerten: Wie kann Gott das zulassen? Mitten in der Not erreicht sie dieses Wort von Gott: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch" (Hesekiel 36, 25). Jede Veränderung zum Guten beginnt im Herz. Und nur ein neuer Geist kann Neues bewirken. Deshalb appelliert Gott nicht an die Leute: Gebt euch Mühe, reißt euch zusammen. Sondern Gott beginnt mit einer Horizonterweiterung: Ein neues Herz und einen neuen Geist will er allen schenken, die mit ihm leben und ihm vertrauen möchten. Auch heute. Mit dieser Zusage lässt es sich gut, gelassen und getrost ins neue Jahr gehen.